Guernsey ist dicht – auch für Boote mit Motorschaden

Guernsey ist dicht – auch für Boote mit Motorschaden

Es hat alles super geklappt heute, ich bin mit über 10 Knoten um das Cap de la Hague (der nördlichste Punkt der Normandie, bevor es dann runter nach St. Malo geht) gefegt und war pünktlich vor dem Kentern der Tide in St. Peter Port auf Guernsey. Der Hafenmeister hat mich im Vorhafen mit seinem Motorboot empfangen und darauf hingewiesen, dass ich nicht an Land darf – nein auch nicht als vollständig Geimpfter und ja, er weiß auch, dass es in Festlandeuropa besser aussieht als in UK – so sei aber nunmal die Politik.
Und den Typen vom Motorservice versuche ich schon seit Stunden zu erreichen, da kommt nur die Ansage, dass die Mailbox voll ist…
Nun liege ich hier im Hafen an einem von den Möven zugeschissenen Schwimmsteg ohne Landzugang und bin tatsächlich erstmal etwas ratlos. Bleibt nichts anderes im Moment, als den Motorservice immer wieder anzurufen. Der Hafenmeister meinte, er will auch wegen dem Motor telefonieren – das würde aber frühestens morgen was…

Eben war der Hafenmeister nochmal da und meinte, ob ich das große weiße Zelt dahinten sehen würde, das wäre ein Testzentrum, das hat noch 1/2 Stunde geöffnet und ich könne mich testen lassen. Ich könne mit meinem Boot da an den anderen Steg fahren und schnell hinlaufen. Ich hatte gerade abgelegt, da kam er zurück und meinte: nein, nicht mit dem Boot, mit meinem Dinghi! Hatte ich wohl falsch verstanden 🙄.

Dazu muss man jetzt wissen, dass ich das Dinghi und das Zubehör so verstaut hatte, um es vielleicht auf den Kanaren das 1. Mal zu benutzen. Also, erstmal vom Vordeck losbinden. Wo ist der Blasebalg? Wo sind die Paddel? Wo sind die Sitzbretter? Wo sind die wasserdichten Säcke, um mein Hab und Gut wasserdicht verstauen zu können? Alles in 30 Minuten? Und in einer Gluthitze! Ahhhhhh

Ich kam mir dann vor wie Teefax vom Stamm von Cambridge, der excellente Ruderer hervorgebracht hat (Asterix bei den Briten), als ich in einem Affenzahn zur Mole gerudert bin. Da standen sie dann schon alle, die britischen Marsmännchen in ihren Overalls und waren total nett und ich solle mal ganz in Ruhe machen. Tja, aber genützt hat es nix. Sie könnten mich heute testen, dann zurück aufs Schiff und in 13 Tagen dann ein erneuter Test und schon darf ich von Bord! Die Tests müsse ich selber zahlen. Auf meinen Einwand, dass ich doch so lange gar nicht bleiben möchte und dann doch auch der 1. Test heute überflüssig sei, meinte der Kollege: ja, genau, können wir dann auch lassen. Ich darf aber Besuch auf dem Boot bekommen – nur runter darf ich nicht. Ich müsste für mich einkaufen lassen, das müsste ich über den Hafenmeister regeln.

Den Motor-Typen habe ich heute natürlich nicht mehr erreicht. Morgen sollen es 8-9 Windstärken werden (also Sturm) – ich bin gespannt.

Den Motortypen habe ich auch heute (Freitag) den ganzen Tag nicht erreicht, es kam immer nur die Ansage, dass die Mailbox voll sei.

Dafür kam der Hafenmeister mal vorbeigetuckert und fragte, ob ich irgendwas brauche. Nett, ne? Nee, ich hab‘ ja alles was ich brauche 😊! Und jetzt sogar ’ne Idee wie’s weitergeht: wenn ich einen anderen Motor brauche, hätte es ja echt Charme gehabt das hier machen zu lassen, da es hier eine Vertragswerkstatt gibt und es wirklich aufwändig wäre, das Motorfundament an einen anderen Motor anpassen zu müssen. Also werde ich morgen Mittag mit der Tide (und wenn der Sturm vorüber ist, der gerade über die Insel fegt) Richtung Brest aufbrechen, denn da gibt’s auch einen Beta-Marine-Service (das muss den Franzosen aber schwer fallen, einen englischen Motor einzubauen 😉) und außerdem wollte ich da sowieso hin und habe dann Zeit für das Motorgedöns und um damit fertig zu sein, bis Lutz am 05.08. kommt!

Das sind doch Aussichten! Darauf gibt’s gerade den 1. Benedictine, während Amy McDonald mir aus eurer Jukebox was vorsingt und der Sturm in den Wanten heult. Und gerade kam tatsächlich nochmal der Hafenmeister und fragte, ob immer noch alles in Ordnung sei. Ich meinte, dass meine britische Gasflasche fast leer sei – darum würden sich seine Kollegen morgen früh kümmern! Gute Nacht!

Die Bilder zeigen den Blick aus meinem Wohn-/Schlafzimmer/Küche bei Ebbe und Flut – ist ja toll, wenn man mal Zeit hat, einfach nur 12 Stunden aus dem Niedergang (da, wo’s ins Boot reingeht) zu blicken. Und das andere ist der Leuchturm am Cap de la Hague, also da wo der Gezeitenstrom so wahnsinnig mitgeschoben hat.

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10 thoughts on “Guernsey ist dicht – auch für Boote mit Motorschaden

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      Ach du dickes Ei. Und ich dachte, ab dem 19.07.macht GB wieder auf Oder ist Guernsey ein Sonderfall?
      Hoffentlich hast du ausreichend Proviant an Bord. Für die musikalische Untermalung ist dann beim Dinner for one dank Roland und Ralf und allen anderen gesorgt.
      Liebe Grüße

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      Oh Mann! Bobby weg und Murphy da – es könnte zur Abwechslung ja auch mal was glatt laufen! Also Daumen drücken für morgen…

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      Aber immerhin hast du diesmal den längsten Mast, den ich sehen kann – macht sich konkurrenzlos gut, deine good old lady!

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      😂👍

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      … und ich dachte immer, Deutschland sei Weltmeister im bürokratischen Denken.
      Also, schlimmer geht immer.
      Vielleicht gelingt es dir, das Ganze auf das Konto Urlaubserlebnisse zu buchen.

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      Der Hafenmeister erinnert mich ein bisschen an den Kerkermeister: Also wenn ich du wäre, ich würde Senf nehmen…

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      Ach schade, den Meerwasserpool hätte ich Dir gegönnt…🙄

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      Da hast Du ja schon einiges an Herausforderungen gehabt auf Deinem Törn, Dirk! Im Vergleich dazu sind unsere Radtour-Hindernisse (2 Pannen, 2 Gewitter und 1 Zecke) ja verschwindend gering und verhältnismäßig leicht zu bewältigen.
      Abgesehen von der Möwen-Kacke sieht Dein derzeitiges Domizil auch ganz idyllisch aus.
      Und wenigstens scheint der Hafenmeister nett zu sein und Dich ins Herz geschlossen zu haben😊
      Zum Glück bist Du mit den Fanzosen bisher gut ausgekommen. Das lässt hoffen! Eine gute und reibungslose Überfahrt wünsche ich Dir!

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      Moin Dirk, dass die englische Küstenwache dich nicht reinlassen will, passt in ihre Panik vorm deutschen Blitzkrieg und ist auch durch den Anblick deines Bötchens und des Minirads nur schwer zu entschärfen. Nimm es mit Humor oder fordere Luftunterstützung an.
      Amy McDonald hift über manche Trübsal hinweg, Mr Rock’n Roll!

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