St. Lucia IX
Vorgestern abend bin ich in einem Restaurant außerhalb des Marina-Geländes Lobster-essen gewesen (der karibische Hummer). Sehr lecker*! Am Nachbartisch saß ein holländisches Paar und noch einen Tisch weiter zwei Männer. Wir haben uns alle begrüßt, aber die Holländer haben die beiden Männer in Beschlag genommenm, dabei hätte ich mich so gerne mit denen unterhalten. Das waren ein Spanier und ein Engländer, die hauptberuflich segeln, meistens Boote überführen. Der Engländer hat so ruhig und besonnen übers Segeln geredet, mit dem hätte ich gerne meinen Rückweg nach Europa besprochen. Ich hatte nur soviel mitbekommen, dass sie eine 57-Fuß-Yacht im Rahmen der ARC hergesegelt haben und damit weiter nach Mexiko müssen.
Gestern bin ich dann einfach mal auf das Super-Yacht-Dock gegangen und habe sie tatsächlich gefunden. Der Engländer hat mich gleich an Bord der Luxusyacht gebeten, Seekarten herausgeholt und mir richtig Mut gemacht. Wenn ich Anfang Mai von Antigua aus losfahre, würde das ein netter Trip. Ob ich erst nach Norden nach Bermuda fahre oder direkten Kurs auf die Azoren anlege, könnte ich kurzfristig vom Wind abhängig machen. Es gibt so Monatskarten für den Atlantik, die aus den Wetteraufzeichnungen der vergangenen Jahrzehnte die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Windrichtung und -stärke wiedergeben. Die hatte er auch, meinte aber, dass man die aufgrund des Klimawandels seit ein paar Jahren eigentlich vergessen könne. Und wenn man erst losgefahren ist, müsse man es ohnehin nehmen, wie es kommt. Wie wahr! Eins meinte er noch: wenn schweres Wetter kommt soll ich nicht versuchen, damit mit zu segeln, dann würde es nur um so länger dauern. Viel angenehmer wäre es, für die Zeit einfach beizuliegen (man fährt eine Wende, lässt die Fock back stehen und lascht die Pinne in Luv fest – dann macht das Boot zwar kaum Fahrt, treibt eher, liegt aber relativ ruhig in der stürmischen See). Und wenn das 12 oder auch mal 18 Stunden dauern würde, wär‘ doch egal. Gerade mit meinem Langkieler würde das doch prima gehen und danach könnte ich ausgeruht weiter. Er war übrigens Ausbilder für den „Yachtmaster Ocean“ – den höchsten nautischen Befähigungsnachweis im Yachtbereich…
Ich habe noch gefragt, warum sie denn bei der ARC mitgesegelt sind (ARC, das war die Atlantic Ralley for Cruisers, eine Art jährliche Regatta in die sich ca. 200 Privatyachten einkaufen und gemeinsam von Las Palmas in die Karibik segeln). Der Eigner der Yacht wollte das so! Der hat sich also in seinem eigenen Boot über den Atlantik schippern lassen…
*Ich hatte oben ja von meinem Restaurantbesuch berichtet. Dort gab’s außerdem Piton vom Faß. Piton ist das lokale Bier hier und Faßbier ist in der ganzen Karibik total selten, eigentlich gibt’s immer nur Flaschen oder Dosen. Und dabei ist mir wieder die Geschichte mit Ralf und mir und dem Faßbier auf Gernada eingefallen: In der Marina dort gibt es ein Restaurant, in dem wir öfter waren und immer Flaschenbier bekommen haben, Faßbier würde es nicht geben. Irgendwann haben wir gesehen, wie die Bedienung einen halben Liter gezapftes Bier am Nachbartisch serviert hat. Das wollten wir auch und haben es bekommen! Endlich mal nicht dieses plörrige Flaschenbier! In den Tagen darauf gabe es dann manchmal Faßbier, manchmal nicht – schon komisch. Irgendwann kamen wir halb verdurstet von einem Ausflug zurück und haben uns auf ein gezapftes Bier gefreut. Ich bin also zur Theke und habe bestellt und weil wir solchen Durst hatten, wollte ich warten und die Biere gleich minehmen. Und was macht die Bedienung? Öffnet zwei Flaschen und kippt sie in ein Glas ! Nee, so richtiges Faßbier hätten sie noch nie gehabt! Ich habe es nicht übers Herz gebracht, das Ralf sofort zu sagen…
Ja und dann war ich heute nochmal im Wald. So langsam gleichen sich natürlich die Bilder der Vegetation, aber dafür hatte ich zwei besondere tierische Begegnungen. Zum einen habe ich es geschafft, einen Kolobri zumindest so halbwegs vor die Linse zu bekommen. Die Biester sind ja so verflixt schnell. Das Foto ist mit 1/30stel Sekunde belichet, in der der Kolibri munter mit den Flügeln geschlagen hat. Er hatte eine rote Brust, ein grünes Mittelteil und ein blaues Hinterteil – natürlich alles in Metallic! Wunderschön!
Später bin ich auf einen hohlen Baum gestoßen und habe meine Kamera am ausgestreckten Arm in das Loch gehalten und auf gut Glück ein Foto mit Blitz gemacht. Das habe ich schon ein paar Mal gemacht, hatte aber nie einen Treffer (ich muss mich tatsächlich schon etwas überwinden, die Hand in das dunkle Loch zu stecken). Hier dachte ich, könnten doch gut Fledermäuse drin sein. Waren aber nicht. Aber da ist doch irgendwas! Ich habe meine Hand da bestimmt 10x reingesteckt und jeweils ein Bild gemacht, bis ich mir sicher war: das ist doch eine Vogelspinne!
Die andere Spinne war auch ein ganz schöner Bobby, die krallt sich am Ende von meinem Handstock fest. Sagen jemandem die Initialen „I. F“ etwas? Ihr müsst das Bild mal groß aufziehen, da hat doch jemand am hinteren Rand des Rückenschilds klar und deutlich diese Initialen hinterlassen!
Der weiße Schleimpilz ist nicht ganz so spektaklär, sieht aber aus wie eine Krause Glucke bei uns – nur eben in schneeweiß.
Gestern bin ich dann einfach mal auf das Super-Yacht-Dock gegangen und habe sie tatsächlich gefunden. Der Engländer hat mich gleich an Bord der Luxusyacht gebeten, Seekarten herausgeholt und mir richtig Mut gemacht. Wenn ich Anfang Mai von Antigua aus losfahre, würde das ein netter Trip. Ob ich erst nach Norden nach Bermuda fahre oder direkten Kurs auf die Azoren anlege, könnte ich kurzfristig vom Wind abhängig machen. Es gibt so Monatskarten für den Atlantik, die aus den Wetteraufzeichnungen der vergangenen Jahrzehnte die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Windrichtung und -stärke wiedergeben. Die hatte er auch, meinte aber, dass man die aufgrund des Klimawandels seit ein paar Jahren eigentlich vergessen könne. Und wenn man erst losgefahren ist, müsse man es ohnehin nehmen, wie es kommt. Wie wahr! Eins meinte er noch: wenn schweres Wetter kommt soll ich nicht versuchen, damit mit zu segeln, dann würde es nur um so länger dauern. Viel angenehmer wäre es, für die Zeit einfach beizuliegen (man fährt eine Wende, lässt die Fock back stehen und lascht die Pinne in Luv fest – dann macht das Boot zwar kaum Fahrt, treibt eher, liegt aber relativ ruhig in der stürmischen See). Und wenn das 12 oder auch mal 18 Stunden dauern würde, wär‘ doch egal. Gerade mit meinem Langkieler würde das doch prima gehen und danach könnte ich ausgeruht weiter. Er war übrigens Ausbilder für den „Yachtmaster Ocean“ – den höchsten nautischen Befähigungsnachweis im Yachtbereich…
Ich habe noch gefragt, warum sie denn bei der ARC mitgesegelt sind (ARC, das war die Atlantic Ralley for Cruisers, eine Art jährliche Regatta in die sich ca. 200 Privatyachten einkaufen und gemeinsam von Las Palmas in die Karibik segeln). Der Eigner der Yacht wollte das so! Der hat sich also in seinem eigenen Boot über den Atlantik schippern lassen…
*Ich hatte oben ja von meinem Restaurantbesuch berichtet. Dort gab’s außerdem Piton vom Faß. Piton ist das lokale Bier hier und Faßbier ist in der ganzen Karibik total selten, eigentlich gibt’s immer nur Flaschen oder Dosen. Und dabei ist mir wieder die Geschichte mit Ralf und mir und dem Faßbier auf Gernada eingefallen: In der Marina dort gibt es ein Restaurant, in dem wir öfter waren und immer Flaschenbier bekommen haben, Faßbier würde es nicht geben. Irgendwann haben wir gesehen, wie die Bedienung einen halben Liter gezapftes Bier am Nachbartisch serviert hat. Das wollten wir auch und haben es bekommen! Endlich mal nicht dieses plörrige Flaschenbier! In den Tagen darauf gabe es dann manchmal Faßbier, manchmal nicht – schon komisch. Irgendwann kamen wir halb verdurstet von einem Ausflug zurück und haben uns auf ein gezapftes Bier gefreut. Ich bin also zur Theke und habe bestellt und weil wir solchen Durst hatten, wollte ich warten und die Biere gleich minehmen. Und was macht die Bedienung? Öffnet zwei Flaschen und kippt sie in ein Glas ! Nee, so richtiges Faßbier hätten sie noch nie gehabt! Ich habe es nicht übers Herz gebracht, das Ralf sofort zu sagen…
Ja und dann war ich heute nochmal im Wald. So langsam gleichen sich natürlich die Bilder der Vegetation, aber dafür hatte ich zwei besondere tierische Begegnungen. Zum einen habe ich es geschafft, einen Kolobri zumindest so halbwegs vor die Linse zu bekommen. Die Biester sind ja so verflixt schnell. Das Foto ist mit 1/30stel Sekunde belichet, in der der Kolibri munter mit den Flügeln geschlagen hat. Er hatte eine rote Brust, ein grünes Mittelteil und ein blaues Hinterteil – natürlich alles in Metallic! Wunderschön!
Später bin ich auf einen hohlen Baum gestoßen und habe meine Kamera am ausgestreckten Arm in das Loch gehalten und auf gut Glück ein Foto mit Blitz gemacht. Das habe ich schon ein paar Mal gemacht, hatte aber nie einen Treffer (ich muss mich tatsächlich schon etwas überwinden, die Hand in das dunkle Loch zu stecken). Hier dachte ich, könnten doch gut Fledermäuse drin sein. Waren aber nicht. Aber da ist doch irgendwas! Ich habe meine Hand da bestimmt 10x reingesteckt und jeweils ein Bild gemacht, bis ich mir sicher war: das ist doch eine Vogelspinne!
Die andere Spinne war auch ein ganz schöner Bobby, die krallt sich am Ende von meinem Handstock fest. Sagen jemandem die Initialen „I. F“ etwas? Ihr müsst das Bild mal groß aufziehen, da hat doch jemand am hinteren Rand des Rückenschilds klar und deutlich diese Initialen hinterlassen!
Der weiße Schleimpilz ist nicht ganz so spektaklär, sieht aber aus wie eine Krause Glucke bei uns – nur eben in schneeweiß.
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8 thoughts on “St. Lucia IX”
Comments are closed.
Klasse! Wozu so ein Stock alle gut ist. Vielleicht solltest du Vatter sagen, dass er Mutter diesen Eintrag besser nicht vorliest/zeigt. Bei der Vogelspinne kippt sie glatt aus den Latschen. 😂
Kommentar deiner Mutter: „Der war schon früher immer so neugierig und musste überall seine Hände reinstecken“.
Bin ja schon froh, dass du nicht überall deine Nase reinsteckst.
Die beiden Spinnen sind beeindruckend und schön. Habe ja ein Fable für diese Tiere und ihre Lebensweise.
Die Initialen erschließen sich mir nicht, kann aber auch kein karibisch
Alles hochinteressante Fotos; über jedes einzelne könnte man sich verbreiten. Klasse!
Dirk, n-i-e-m-a-l-s steckt man die eigene Hand in ein fremdes Loch!!!!!
Das sollte eigentlich seit 1992 bekannt sein, als der im Sand eingegrabene Mörderrochen, nachdem ich ihm aus Übermut im Atemloch rumgepopelt hatte, Bernd ein Stück Hüftgold geklaut hat, welcher dann wiederum blutend aus dem Meer wankend für verstörte Kinder und überbesorgte Muttis, die deutlich an Glauben in die Sicherheit des fuerteventurischen Strandes der Costa Calma eingebüßt hatten, sorgte! 😯
Und das „I.F“ auf der Spinne ist ihrer Größe nach zu urteilen mit Sicherheit eine der vielen Warnungen der Einheimischen an die Touristen und heißt „ist Ferde“! Nach inhaltlicher Korrektur und Anpassung an unsere Rechtschreibung ist gemeint, dass diese Spinne auch vor deutlich größeren Tieren (oder Menschen) nicht zurückschreckt! Also nicht dran rumpopeln tun, ne?! ☝
Lutz,
es sind doch nur kleine, nützliche und wunderschöne Tierchen….
@Lutz:
Der Erkenntnisgewinn, den dieser Block zu bieten hat, nimmt neue Dimensionen an.
Auch wenn es gerade überhaupt nichts mit Dirks Aktivitäten zu tun hat, möchte ich doch erwähnen, dass der Satz: „nachdem ich ihm aus Übermut im Atemloch rumgepopelt hatte „ mir nach immerhin 30 Jahren eine völlig neue Sicht der Dinge offeriert.
@Wolfgang:
„ich esse sie mit der Schale“
@Alle
Nicht aus Asterix:
Bezogen auf Cascara: „Das Gras überall grüner als hier.“ „Aber auch erheblich teurer“
Guten Tag,
Ich vertrete Lutz als Anwalt in dieser Rochensache und möchte betonen, dass das von Lutz geschilderte, 30 Jahre zurück liegende Ereignis lediglich der Verdeutlichung der in der Tierwelt potentiell lauernden Gefahr dienen soll, insbesondere wenn es darum geht, seine Hand in nicht einsehbare Hohlräume zu stecken! (Der Blog heißt ja auch „thoughts on …)
Ein ursächlicher Zusammenhang, wie Sie ihn andeuten, zwischen dem „popeln im atemloch“ und der darauf folgenden Rochenattacke ist nie bewiesen worden, es wird lediglich eine zeitliche Abfolge beschrieben ☝
Ich, also mein Mandant, bin also unschuldig 😢!
Und btw., wer oder was ist cascara? 🤔
Wenn etwas geht wie eine Ente, quakt wie eine Ente und schwimmt wie eine Ente, dann ist es … eine Hängebrücke.
In jüngster Zeit werden, namentlich im Kontext mit Corona, die Begriffe Koinzidenz und Kausalität oft diskutiert. In unserem Fall erkenne ich eine klare Kausalität. Rochenattacke = Racheattacke.
Cascara ist eine fiktive Karibikinsel auf der der Film „Wasser“ spielt, gedreht wurde er u.a. auf St. Lucia.
@all
Sorry für das Off-topic-Gelaber.
Also, lieber Dirk,
ich bin der Meinung, man muss nicht alles in den Mund stecken, nur weil es lecker aussieht, nicht in alles seine Hand hineinvertiefen, nur weil man nicht reingucken kann, und zu Bermuda muss man nichts weiter sagen, denn Shorts sind da wahrscheinlich das kleinste Problem!
Halte Dich wacker!
LG Roland