Langsam wird’s spannend…

Langsam wird’s spannend…

…also zumindest für mich!
Ich hatte geplant am 12.11. Richtung Karibik abzulegen und im Moment sieht alles danach aus, dass es auch so kommen wird! Das Getriebe hat 3 neue Simmeringe und ein neues Entlüftungsventil bekommen, sitzt inkl. Motor wieder an seinem Platz und ist mit der Propellerwelle verbunden. Der Endlosspleiß ist erneuert (oh man, das war ’ne Schwergeburt – der Mechaniker hat das zum 1. Mal gemacht und sich erstmal ein YouTube-Tutorial dazu angesehen und war letztendlich nach 1 kompletten Arbeitstag fertig (das letzte Mal auf Lanzarote hat es tatsächlich nur 1/2 Stunde gedauert)). Aber, es ist fertig und berechnet haben sie nur 2 Stunden – also alles in Ordnung! Überhaupt, bevor ich von den Kanarischen Inseln aufgebrochen bin, haben mich alle gewarnt: wenn du noch etwas zu reparieren hast, lass das hier machen, auf den Kapverden wird nur noch gefrickelt (so sagt man dort, wo ich damals Zivildienst gemacht habe – „mit Strohband zusammen gebunden“ – damit wissen die Kolleg*innen der LWK was anzufangen). Bullshit! Die haben hier richtig gut gearbeitet! Und wenn ich deren Arbeit hier mit dem Schrott vergleiche, der in dem segeltechnischen High-Tech-Land Frankreich abgeliefert wurde, kann ich nur meinen (nicht vorhandenen) Hut ziehen!
Ich habe alle Wantenspanner gefettet, alle Splinte kontrolliert, bin nochmal getaucht und habe die unter der Wasserlinie liegenden Schrauben der Ruderbefestigung überprüft, die Windsteuerung mit Süßwasser gespült und den 150-l-Wassertank gefüllt.
Trinkwasser nehme ich in 1,5-Liter-Flaschen mit. Es sind knapp 2.100 Seemeilen (SM) bis Barbados. Ich rechne mit 100 SM in 24 h, also 21 Tagen. Die Wetter-App sagt 18,5 Tage – aber ich brauche ja meistens länger. Mit 3 Litern/Tag = 2 Flaschen bin ich sicherlich auf der sicheren Seite. Außerdem plane ich einen Sicherheitszuschlag von 100 % ein. Mag etwas übertrieben sein, aber man weiß ja nie, was so passiert. Also 42 Tage x 2 = 84 Flaschen. Da ich derzeit hier in Mindelo doch glücklicherweise einiges an Trinkwasser durch Kneipenbier ersetzen kann, schont das meine Vorräte zusätzlich, so dass ich mit 102 Flaschen losfahren werde!
Die 150 Liter im Tank habe ich also zum Zähneputzen, Kochen, Abwaschen… Außerdem habe ich 2 Solarduschen (so schwarze 20-Liter- Plastiksäcke mit Auslauf), die ich noch füllen muss. Dazu habe ich eine nette Geschichte von jemandem gelesen, der mit 20 Jahren um die ganze Welt gefahren ist, auch mit dem Weg in die Karibik begonnen hat. Wie ich hatte er keine Dusche an Bord. Auf dem Weg in die Karibik wird man immer wieder von Squalls überholt, das sind kleine lokale „Gewitter“ mit viel Wind, Windrichtungswechseln und Starkregen. Die dauern so 20-30 Minuten, dann ist der Spuk vorbei und der Wind kommt wieder von hinten. Wenn er diese Squalls hinter sich hat kommen sehen, hat Guerique (ein Franzose aus der Bretagne) sich schon mal mit Schampoo eingeseift und voller Regen-Erwartung ins Cockpit gestellt – aber manchmal ist der Squall in einiger Entfernung an ihm vorbeigezogen und er stand eingeseift im Cockpit! Ein schönes Bild! Die Idee mit der Solardusche für solche Fälle hatte er dann später übrigens auch!
Ok, ich schweife ab! Tja, aber sonst gibt’s auch nix weiter. Ich verabschiede mich jetzt für rund 3 Wochen! Auf Barbados gibt es eine einzige Marina, da hatte ich mich nach einem Liegeplatz erkundigt – 72 €/Nacht für mein kleines Bötchen – man möchte wohl unter seinesgleichen bleiben. Also werde ich im Süden der Insel vor der Haupstadt Bridgetown in der Carlisle-Bay vor Anker gehen und freudig auf Ralf warten!
Bevor ich mich dann zurück melde, muss ich mir unbedingt vorher eine dortige SIM-Karte besorgen. Als ich mit Matthias nach über 7 Tagen auf den Kapverden angekommen war, habe ich mich im Überschwang der Gefühle per WhatsApp-Videoanruf bei meiner Schwester gemeldet, die zufällig gerade aus Schweden zu unsern Eltern geradelt war – wofür AldiTalk sich nicht geschämt hat, mir 67 € abzuknöpfen! Aber, na ja, ist ja Urlaub!
Eins noch, das darf ja natürlich nicht fehlen: „Die große Überfahrt“ – der ist ja immerhin ein ganzer Asterix-Band gewidmet (Asterix und Obelix hatten nämlich 50 v. Chr. bereits lange vor Kolumbus und ganz kurz vor Eric dem Wikinger die neue Welt entdeckt)! Äpfel werde ich folglich auch mitnehmen – hoffe aber natürlich, dass mein letzter Apfel kein traumatisierender Piratenapfel wie für Obelix werden wird. Na ja, da hätte man wahrscheinlich dabei sein müssen – oder könnte dies zum Anlass nehmen, das Heft (nochmal) zu lesen.
Ach so, ein Wort noch zum Diesel: ich will natürlich eigentlich segeln, haha, (auch wenn’s mal kaum vorwärts gehen sollte) und den Motor möglichst nur starten, um die Batterien zu laden (falls die Sonne nicht scheint und das Solarpanel nicht ausreichend lädt). Grundsätzlich ist es natürlich mit dem Diesel wie mit dem Trinkwasser: „kann man nie genug von haben“ – aber das gilt noch vielmehr für den Rückweg von Bermuda zu den Azoren, mit seinen unbeständigen Winden und längeren Flauten. Die good old Lady hat einen 60-l-Tank eingebaut. Außerdem habe ich 90 l in Kanistern dabei = 150 l. Bei 1,4 l Verbrauch je Stunde und 4,5 Knoten Fahrt reicht die Menge für 107 Stunden Motorfahrt bzw. 480 Seemeilen. Zum Vergleich: auf der Strecke von Teneriffa über Sal hierher (das waren rund 900 Seemeilen), hatten wir ebenfalls 150 l mit, haben aber nur ca. 8 Liter gebraucht, für 2 x Batterien laden und 2 x aus dem Hafen raus/in den Hafen rein.
Also, wie auch immer, wahrscheinlich bis irgendwann nach dem 02.12.!
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12 thoughts on “Langsam wird’s spannend…

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      Ja dann: Hab eine gute Überfahrt und lass dich nicht von den Meerjungfrauen ablenken ☝

      Ich drücke die Daumen, dass alles klappt wie geplant, du auf dem Anlegerbild noch genauso lächelst und dass der Endlosspleiss endlos lange hält ✌

      Bis denn 👋🏻

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      Ja, gute Fahrt und eine gute Zeit! Nicht zu langweilig und auch nicht zu aufregend, eben genau die Mischung, die es braucht, damit man hinterher jede Menge zu erzählen hat! Wir freuen uns auf deinen ersten Bericht aus der „neuen Welt“!

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      Tja, mein Lieber,
      dann eine gute „große Überfahrt“!
      Das Ganze ist ja bereits jetzt schon ein sicher unvergessliches Erlebnis für dich. Dabei ist das ja man erst grad die Hälfte. Du darfst gespannt sein auf das, was dich auf der Erlebnisreise noch alles an guten Eindrücken erwartet.
      Als Weihnachtsbaum wirst du in diesem Jahr vermutlich eine Zuckerrohrstaude am Mast befestigen und mit den Früchten des Landes schmücken. „Früher war mehr Lametta!“.
      Das ist eben alles die Erfüllung eines Lebenstraums, den sich leider nur ganz wenige leisten wollen. Es ist sicher nicht nur eine Frage der Finanzen, sondern es sind die Prioritäten, die jeder für sich neu definieren muss. Die härteste Prüfung wird evtl. ja die Wiedereingliederung in das „normale“ Leben, vor allem in der LWK, werden.
      Wir wünschen dir eine gute, eine sehr gute Zeit und hoffen auf ein glückliches Wiedersehen.

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      Ja, Dir eine gute Reise und Zeit mit der Good old Lady. Bestimmt wird es Dich erfreuen, dass die Good Old Lady der Übersetzungen der Asterix-Bände vor kurzem für ihr Lebenswerk mit einem hochdotierten Preis ausgezeichnet worden ist. Du hättest es Dir sonst wahrscheinlich auch auf Französisch zu Gemüte geführt. Liebe Grüsse Anke

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        Ach, das ist ja noch mal eine gute Nachricht, so kurz vorm Ablegen! Ja, in der Tat, das freut mich wirklich für Gudrun Penndorf – hat sie sich redlich verdient! Ab imo pectore!

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      Ahoi Dirk,
      komm‘ gut über’n Teich!
      Gruß,

      Wolfgang

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      Denk dran Dirk, genießen wie es kommt…🙃
      Good old Lady Ahoi und Dir Dirk Wind wie Du ihn brauchst!

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      Lieber Dirk !
      Genug Wasser, und das abertausende von Handbreit , unterm Kiel wird es für dich ja nächste Zeit genug geben. Demzufolge wünschen wir dir eine weiterhin spannende glückliche Fahrt, und freuen uns schon auf deine weiteren Berichte aus und von der Sonnenseite der Kugel. Ahoi 🏴‍☠️ mit herzlichen Grüßen Birgit und Sven

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      Hallo Dirk,
      viel Glück bei dem Trip.
      Und nicht das Netz über Bord werfen. Sollte es mit den Nahrungsmitteln trotzdem knapp werden, kapere einfach eine Luxusyacht und plündere das Geburtstagsbuffet.

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      Ja Dirk, hab eine glückliche Überfahrt mit guten Eindrücken und schönen Erlebnissen.
      Bleib behütet! Helga

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      Morgen oder übermorgen müsstest du mit geblähten Segeln Barbados erreichen – kann‘s kaum erwarten, von dir zu hören! 😊

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