Jetzt isser raus!

Jetzt isser raus!

Das darauf Warten, bis es weitergeht, finde ich immer etwas nervtörend – ich mag mich dann ja kaum vom Boot entfernen, weil ich immerzu denke: gleich kommt er! Um 16.00 Uhr war es dann endlich so weit. Wo eben noch der kleine Freund unwillig und ölleckend sein Dasein fristete, klafft jetzt ein großes Loch. Das Boot konnte erstmal im Wasser bleiben und guckt nach dieser Erleichterung hinten ca. 15 cm weiter aus dem Wasser. Die Monteure haben einen Flaschenzug am Großbaum befestigt und damit den Motor hinausgehoben und auf den Steg geschwenkt. Da eigentlich alle Schrauben im Laufe der letzten 15 Jahre ziemlich festgegammelt sind, war „ahhh, putain!“ das, was die beiden am häufigsten von sich gaben (das ist ein ganz schlimmes Schimpfwort 😱).
Morgen gegen Mittag gehe ich in die Werkstatt und dann wird entschieden, ob der Motor überholt wird, oder ob’s den Neuen gibt.
Hier ist segelausbildungsmäßig total viel los. Es sind ja gerade Sommerferien und Herrscharen von Kindern flitzen in ihren kleinen Ausbildungsbooten durch den Hafen.
Ach ja, und diejenigen, die bei Ebbe ihr trockengefallenes Unterwasserschiff reinigen und streichen waren auch sehr aktiv. In den ca. 8 Stunden Niedrigwasser haben sie ihre Boote abgekärchert und komplett neu gestrichen – und jetzt schwimmen sie wieder (die Boote ☝️).

Ich war gestern noch einkaufen und habe in Käseabteilung einen „Pont-L’Évêque“ entdeckt. Das ist ein Ort in der Normandie, wo ein spezieller Camembert hergestellt wird. Damals, als ich den ersten Frankreichaustausch mit der Schule gemacht habe, haben wir die Molkerei besichtigt. Also musste ich den Käse gestern auf jeden Fall mitnehmen (ich erfreue mich jetzt gerade daran) und mich daran erinnern, dass ich damals natürlich etwas typisch französisches mit nach Hause bringen wollte. Was lag da näher, als einen „Pont-L’Évêque“ zu kaufen und mit in den vollen Bus zu nehmen. Der hat dann unterwegs zusammen mit den riesigen Spinnenkrabben, die ich am Strand von Cherbourg gefunden hatte und ebenfalls zu Hause präsentieren wollte, ein ganz besonderes Aroma entwickelt. Das muss man sich wahrscheinlich so vorstellen, wie den korsischen Käse, der bei „Asterix auf Korsika“ nach ausreichender Reifezeit eine römische Galeere in die Luft gesprengt hat. Jedenfalls wurde ich unterwegs an irgendeiner Raststätte unverständlicherweise von den aufgebrachten Mitreisenden gezwungen, mich von dem Großteil meiner Reisesouveniere zu trennen…

Also heute gibt’s leider nicht viel Neues vom Motor. Ich bin 2 x in der Werkstatt gewesen, aber erst morgen Vormittag bauen sie den Motor weiter auseinander und haben dann einen Überblick. Es sieht aber nicht gut aus. Es ist wohl schon länger Seewasser in den Motor gelaufen, das natürlich stark korrosiv ist. Als sie ihn aufgemacht haben, sei er voll Wasser gewesen. In dem einen Zylinder ist schon Rost, und die Ventile sind auch angerostet…. Ich hab‘ mal 2 Bilder von den 2 Zylindern gemacht.

Nachdem ich in Den Helder den Wassertank gereinigt hatte, war es ja recht ruhig um das Thema. Aber nicht, weil nun alles in Ordnung war – also die ersten 2, 3 Tage nach der Reinigung schon – sondern weil ich noch nicht wusste, was ich mache. Das Wasser riecht und schmeckt mittlerweile wieder genauso fürchterlich wie vor dem Reinigungsversuch. Der Tank ist so ein flexibler Wassertank, der für den Einbauort maßgeschneidert ist und keine Reinigungsöffnung hat. Man kann da nur was reingießen und hoffen, dass es wirkt. Heute hat’s mir dann gereicht, igitt, selbst der Abwasch ist eine Zumutung.

Ich habe den Platz nochmal ausgemessen und einen neuen flexiblen Tank mit 150 Liter Volumen gekauft und eingebaut. Den Einfüllschlauch habe ich auch gleich getauscht, nun ist das ganze Trinkwassersystem neu – und ich kann die 150 Liter auch tatsächlich als Trinkwasser bei den langen Passagen ansetzen – das ist doch beruhigend!

Auf dem alten Tank habe ich ein Schild von der Herstellerfirma entdeckt, die es danach seit 1976 gibt. Das Boot ist von 1979 – dann wird es wohl tatsächlich noch der 1. Tank gewesen sein…

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12 thoughts on “Jetzt isser raus!

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      Na, da bin ich aber gespannt! (Und du wohl erst?!)
      Was mich beim Lesen des Blogs trotz aller Anspannungen und Belastungen sehr bedindruckt ist, dass du immer noch Zeit findest, die kleinen und großen Ereignisse und Erlebnisse, die dich umgeben, wahrzunehmen und uns feinsinnig so zu beschreiben, dass man beispielsweise den Monteur förmlich fluchen hört.
      Zum Glück bist du ja deinem Terminplanung einige Tage voraus.

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      Oh Mann, wenn man das Loch so sieht und den roten Klotz auf dem Steg -da blutet einem das Herz! Hoffentlich verläuft die OP erfolgreich! Bin gespannt auf morgen! Toi, toi, toi!

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      Hoffentlich lässt sich der „Heart of Teal“ wieder reparieren!!! Nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, weil der von jedem Segler damals bei der „kleinen Überfahrt“ gelobt wurde, wie ruhig und gut er doch läuft, was er auch wirklich tat … Und wenn jetzt das Herz etwas blutet, so sollte hoffentlich eine passende Dichtung zu finden sein, oder?! ( Ist jetzt vielleicht kein Trost, aber die Auto- und Motorradszene kennt keinen englischen Motor, der nicht freudig sein Revier markiert!)

      Und fixiere dich bitte nicht so auf die 2.5 Mehr – PS des neuen Motors, diesem Leistungswahn muss doch mal ein Ende gesetzt werden, sonst eskaliert das ewig weiter … In Florida schielst du dann schon nach dem nächsten, ein Evinrude mit 20PS  !

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      Hmmm – sieht nicht so dramatisch aus, oder? Aber wie kommen beide Kolben in die gleiche Position? Nur für’s Foto?

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        Ja, ich hatte den Motor von Hand gedreht, um in beide Kolben sehen zu können. Wenn er lief, lief er total rund und gleichmäßig. Stimmt, Rost setzt sich da schnell an, wenn das erstmal alles offen ist – aber der rechte Zylinder hat überhaupt keinen, der linke schon. Was ich bisher von Seewasser im Motor gehört und gelesen habe, ist das der Todestoß – aber mal hören, was sie morgen sagen…

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        Oh Mann, die Zeitverzögerung macht mich fertig – hatte bis eben nur die Fotos… Ok, bis zum 5.08. ist ja noch Zeit…

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      Hallo Dirk, liebe Grüße.
      Lutz gab mir diese URL. Da hast du dir ja mächtig was vorgenommen.
      Möge der Piratenapfel mit dir sein!!
      Viel Erfolg.
      cu,bk

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      Hallo Dirk, es ist es spannend hier mitzulesen. Befürchte allerdings, dass Deine Schiffszwiebackvorräte bald zu Neige gehen. ‚)
      Gut dass Du immer noch Nerven aus Stahl hast.

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        Hallo Christine, deinen Schiffzwiebackvorrat hüte ich wie meinen Augapfel, da geht mir keiner ran! Bald steht ja die Biskayaüberquerung an und wenn dann die Orcas angreifen und wir manövrierunfähig umhertreiben, werden wir froh sein, dein Backwerk als Notreserve zu haben – zur Not, um die Orcas damit in die Flucht zu schlagen.

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