Eingeweht in Den Helder
Also das wichtigste zuerst: ich habe mich heute Morgen beim Hafenmeister angemeldet und ihn gefragt, wo man denn hier einen Kühlwasserschlauch bekommt. Er meinte was denn für nen Durchmesser und wie lang, evtl. hat er einen in seinem Fundus. Die Maße hatte ich im Kopf, er also los in seinen Keller und kam nach ein paar Minuten wieder mit einem schönen Exemplar an die Oberfläche – passte aber leider nicht. Ich solle mal erst Duschen gehen (nicht, dass er meinte ich hätt’s nötig – ich hatte vorher danach gefragt), sein Fundus sei durchaus größer und recht unübersichtlich…. Als ich vom Duschen kam, hat er mich schon mit Daumen hoch und einem gebrauchten Prachtexemplar erwartet . Ich habe die Schlauchführung etwas ändern müssen, weil der neue nicht so flexibel ist. Es ist der grüne kleine Schlingel auf dem Bild – passt auch viel besser zur Bootsfarbe.
Total nett, der nette Hafenmeister! Also supi, das wäre geklärt.
Nun zur Überschrift: morgen gibt’s richtig Wind, Windstärke 7-8, in Böen 9 – und, genau, der/die aufmerksame Beobachter*in weiß Bescheid – genau aus Süden, also von vorn. Das hat also keinen Zweck morgen, ich bleibe hier im Koenigliche Marine Yacht Club. Und Mittwoch und Donnerstag wahrscheinlich auch. Dann ist nicht mehr so viel Wind, aber, genau – immer noch von vorn. Freitag soll der Wind drehen und Samstag/Sonntag richtig gut passen, so dass ich dann nach England durchsegeln würde, habe ich mir jetzt überlegt. Mal sehen, ob’s so kommt…
So sieht die aktuelle Windvorhersage für heute 14.00 Uhr aus. Alleine die Farbe finde ich schon respekteinflößend: „Schon gut, schon gut, ich bleibe ja hier!“
So Hafentage haben ja auch was Gutes – ich hab‘ Zeit, mich um die noch vorhandenen Baustellen zu kümmern. Eine davon hatte ich schon angedeutet: das Frischwasser im eingebauten Wassertank. Das riecht nicht nur etwas muffig, es macht einfach keinen Spaß, sich damit auch nur die Zähne zu putzen, geschweige denn es als Teewasser oder so zu nehmen. Zu Hause hatte ich den flexiblen Tank ausgebaut und mit Essigwasser gefüllt (er hat leider keine Reinigungsöffnung) und damit gereinigt – dachte ich. Also müssen wohl schärfere Sachen ran. Ich habe gestern so ein Zeug auf Chlorbasis besorgt und in den Tank dosiert, das soll 24 h einwirken. In Bremen hatte ich den Tank voll gefüllt. Heute Morgen ist mir eingefallen, dass es ja schlau wäre, den Tank nochmal ganz voll zu machen, damit das Chlorzeugs überall hinkommt. Also den Wasserschlauch vom Steg besorgt und Wasser marsch! Und läuft und läuft und läuft…. Komisch, denke ich, habe ja doch ganz schön viel Wasser ab Bremen verbraucht . Ah, es fängt an zu gluckern, wird wohl gleich voll sein. Nein, doch noch nicht, also weiter…. Bis ich denke „kann ja irgendwie nicht“ und mal innen gucken gehe. Auf dem Weg ums Boot höre ich schon die Bilgepumpe laufen (die ja gar nicht mehr anspringen soll, nachdem das mit dem Kühlerschlauch geregelt ist) und da fällt es mir ein ! Der Tank hat natürlich eine Entlüftungsleitung, damit man überhaupt Wasser herauspumpen kann. Und die sitzt tiefer als der Einfüllstutzen! Und da ich dachte, aus der Entlüftungsleitung kann ja nur Luft kommen, habe ich Schlaumeier darunter mein Klopapier aufgehängt . Also steht schon ein weiterer Tagesordnungspunkt für heute fest!
Habe heute noch 2 weitere Baustellen beseitigt. Die eine war die Starterbatterie. Als ich den Motor morgens um 5 nach der Nacht unter Segeln starten wollte, brauchte es drei Anläufe, bis er unwillig ansprang. Da dachte ich noch „kann man mal haben“, aber nach längerem Nachdenken habe ich mich heute entschieden eine neue Starterbarterie zu kaufen. Die alte war eigentlich keine Starterbatterie sondern eine Verbraucherbatterie (die stellen unterschiedliche Entnahmeströme bereit – beim Starten braucht man kurz viel Strom und beim „Verbrauchen“ (also Kühlbox und so) wenig aber lange Strom). Also die alte ausgebaut, auf dem Gepäckträger von meinem Faltrad festgeschnallt und ab damit zum Yachtaurüstungs-Höker (der kannte mich noch von gestern (von wegen des Chlorzeugs und einiges Anderem – man findet ja immer was). Die neue habe ich gleich eingebaut – ich glaube das war eine gute (zumindest beruhigende) Entscheidung.
Ach ja, apropos „Chlorzeug“: die 24 h Einwirkzeit sind um – nun muss das Zeug wieder aus dem Tank. Also, in dem Tank sind 234 Liter, die müssen raus. Und es geht nur über die beiden Hand-Zapstellen. Mit 20 Pumpenhüben schafft man 1 Liter. Das macht dann also – ich hab’s 2 x nachgerechnet – schlappe 4.680 Pumpenhübe . Das ist Urlaub von Anfang an !
12 thoughts on “Eingeweht in Den Helder”
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Lieber Dirk, alles unfassbar für Landratten! Am 1. Tag schon Wasser im Boot und schlafen im 15 Minuten Takt! Gruselig! Aber du scheinst ja bester Laune! 🙂
Die Idee mit dem Reisetagebuch war einfach grandios! Frau meint das leichte Schaukeln des Bootes bei deinen Berichten fast etwas zu spüren…
LG Karin
Hallo Dirk,
viele Grüße von uns!
Waren wir auf der Lehrfahrt nicht gemeinsam schon in Den Helder?
Dir weiterhin alles Gute und viel Spaß!
Heidi und Gustav
Hallo Gustav und Heidi, ja, genau, auf der Lehrfahrt „Landwirtschaftliche Wildhaltung in den Niederlanden“ im Hotel „Den Helder“. Da hatte ich meine erste Kreditkartenzahlung überhaupt gemacht und musste erst mein Limit hochsetzen lassen, um für die ganze Gruppe bezahlen zu können….
Hat es denn eigentlich mit den Kibbelingen geklappt?
Und was zahlt man so in den Häfen für den Liegeplatz?
Weiter gute Fahrt, wenn auch erst am Wochenende… 💁🏼♀️
Hi Sandra, ja, die Kibbelinge waren sehr gut. Und dazu gab’s gleich noch einen nieuve holleintje Matjes (oder so ähnlich) 👌.
Zu den Liegegeldern: Die richten sich nach der Bootslänge (und nur manchmal zusätzlich nach der Anzahl Personen). Für meine 9 Meter habe ich in BHV 13 € bezahlt und hier in Den Helder 21,66 €/Tag. In den Häfen der Yachtclubs ist es meist günstiger als in den privat betriebenen Marinas. Und mit Glück erwischt man eine kommunal betriebene Marina, die sind dann nochmal günstiger (haben aber auch meißt eine sehr bescheidene Ausstattung ).
Tolle Idee, das mit dem Blog. So kann man die ganze Zeit „mitsegeln“ und hat doch festen Boden unter den Füßen😊. Dir weiterhin viel Spaß bei Deinem Abenteuer.
Lg
Anke
Lieber Dirk,
schön dass jetzt so erfolgreich alle Leckagen beseitigt werden konnten. Das ist ein gutes Gefühl!
Dank deines Blogs komme ich auch endlich mal zum Lesen. Normalerweise höre ich ja nur Hörbücher, damit ich noch nebenbei viel schaffen kann, aber auch ich möchte an diesem Abenteuer teilhaben und vielleicht überlegst du es dir im Laufe der Reise ja mit der Hörbuchversion 😉… Ich bedaure es sehr, dass ich am Freitag nicht in der Lage war mit nach Bremerhaven zu kommen, aber vielleicht klappt es ja auf der Rücktour. Ich wünsche dir erstmal, dass der Wind bald optimal und aus der richtigen Richtung weht!
Herzliche Grüße aus Hesel
Meike
Also irgendwie fängt das ja alles etwas anders an, als vom Schreibtisch aus geplant, oder?
Aber die Story mit dem Hafenmeister lässt ja hoffen. Bei Windstärke 9 wird hier im Inland ja wohl schon mal der eine oder andere Baum auf seine Standfestigkeit geprüft. Du weißt, dass ich absolut keine Ahnung habe, daher die Frage, ob du bei den genannten Windstärken denn weitergefahren wärst, wenn der Wind von hinten geblasen hätte?
Dein Blog erinnert mich stark an die spannenden Fortsetzungsromane, die vor vielen Jahren täglich in den Tageszeitungen zu lesen waren. Erst wurden die Todesanzeigen gelesen und danach gleich die neueste Folge des Romans.
Super Idee und super Ausführung. Gratulation und liebe Grüße von Vadder. Oh je, und von Mutter.
Hi Dirk,
bevor du dir eine Sehnenscheidenentzündung pumpst: Kannst du nicht einfach das Wasser über die Entlüftungsöffnung in den Kiel laufen lassen (hast du ja Erfahrung drinne … 🙂 )und die Bilgepumpe auf Dauerfunktion testen?
Nicht, dass dich noch die Handzapfstellen als nächstes verlassen, weil die Dichtungen nicht mit dem Chlor klar kommen …
Ja, oder die Haltbarkeit der Pumpen auf 5.000 Pumpenhübe ausgelegt ist und die nun leider bald erreicht sind…
Es hat auch ohne Sehnenentscheidung geklappt und es waren am Ende auch nur 4.200 Pumpenhübe. Jetzt nach einem halben Tag riecht das Wasser noch gut 👍.
Hallo Dirk,
Ich reihe mich hier mal ein. Tolle Idee von Dir, auch das Reisetagebuch. Ich bin gespannt, was alles an tollen Sachen kommt. Lass es Dir gut gehen und sammle viele tolle Eindrücke.
LG Silke